Baby im Arm der Mutter

Danke, dass ich da bin.

– Hallo Welt –

Kinderwunschzentrum Hildesheim begleitet Patientinnen auch im Krankenhaus Marienstift.

Wenn ein Vierjähriger auf einen Reproduktionsarzt zugeht mit den Worten „Danke, dass ich da bin“, dann steigen sogar einem routinierten Mediziner wie Dr. Jan- Simon Lanowski die Tränen in die Augen. Zu dieser Begegnung kam es im vergangenen Sommer beim 30-jährigen Bestehen des Kinderwunschzentrums in Hildesheim. Seit der Gründung im Jahr 1993 sind ungefähr 7.000 Kinder mithilfe des Praxisteams zur Welt gekommen. „Statistisch gesehen ist das in jeder Schulklasse in Hildesheim ein Kind“, stellt Lanowski nicht ohne Stolz fest.

Dr. Jan-Simon Lanowski

Zweiter Standort im Krankenhaus Marienstift eröffnet

Da 25 bis 30 Prozent der Patienten aus dem Großraum Braunschweig kommen, hat das Kinderwunschzentrum Anfang 2024 einen zweiten Standort im Krankenhaus Marienstift eröffnet. „Uns war es wichtig, Räumlichkeiten in einem Neubau und in der Nähe einer bestehenden Frauenklinik zu finden. Das Marienstift ist perfekt für uns geeignet – es ist etabliert, zentrumsnah, verkehrstechnisch sehr gut angebunden und hat in der Region einen sehr guten Ruf“.

Bis auf die Entnahme von Eizellen und das Einsetzen von Embryonen können in Braunschweig seitdem alle vorbereitenden Untersuchungen und Therapien durchgeführt werden – eine enorme Zeitersparnis für die Patientinnen. Das Angebot wird so gut angenommen, dass die Sprechstundenzeiten seit Beginn sogar erhöht werden konnten.

Tabuthema unerfüllter Kinderwunsch weit verbreitet

Dr. Jan-Simon Lanowski ist seit 2019 Miteigentümer der Praxis, in der inzwischen 50 Mitarbeitende tätig sind. Der gebürtige Hamburger, der am Universitätsklinikum Eppendorf studiert, seine Facharztausbildung an der Medizinischen Hochschule Hannover absolviert hat und dort als Oberarzt tätig war, hat sich sehr bewusst für den Fachbereich der Reproduktionsmedizin entschieden.

„Jedes siebte Paar in Deutschland bleibt ungewollt kinderlos. Wir möchten möglichst viele Eltern auf ihrem oft steinigen Weg begleiten und ihnen im Optimalfall zum Familienglück verhelfen“, erläutert der 40-Jährige seine Motivation. „Die Paare fühlen sich häufig sehr belastet, obwohl sie natürlich keine Schuld trifft. Studien in England haben ergeben, dass der Leidensdruck bei Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch ähnlich groß ist wie bei einer Krebserkrankung.“ Deshalb bietet das Kinderwunschzentrum neben medizinischen Therapien immer auch eine psychosomatische Grundversorgung an.

Die häufigsten Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch bei Männern: Laut WHO-Untersuchungen haben Anzahl und Beweglichkeit der Spermien weltweit in den vergangenen 30 bis 40 Jahren deutlich abgenommen. Die Hauptgründe: Mikroplastik oder Hormone, die über das Trinkwasser aufgenommen werden. „Frauen leiden unter Myomen oder Endometriose“, erklärt Lanowski. In der westlichen Welt sei aber in den meisten Fällen das weibliche Alter entscheidend. „Früher waren die Mütter im Durchschnitt bei der ersten Geburt 25 Jahre alt, inzwischen sind sie 34. Dazu muss man wissen, dass die Fruchtbarkeit ab dem Alter von 30 Jahren abnimmt, ab 35 Jahren deutlich.“

Wer sich für eine Behandlung interessiert, startet mit einem ausführlichen Erstgespräch, in dem der Arzt eine umfassende Anamnese erstellt. Gemeinsam mit dem Paar wird überlegt, welche Untersuchungen nötig sind. „In vielen Fällen müssen keine oder nur kleinste therapeutische Maßnahmen erfolgen“, stellt Lanowski klar. „Es ist absolut nicht bei jeder Frau eine sogenannte künstliche Befruchtung nötig.“ Manchmal reiche eine Zyklusüberwachung oder eine milde Hormonstimulation, um schwanger zu werden.

Erfolgsquote von 44 Prozent

Die Erfolgsquote des Kinderwunschzentrums Hildesheim spricht für sich: Die Schwangerschaftsrate pro Embryonentransfer liegt bei 44 Prozent – der bundesdeutsche Durchschnitt aus insgesamt 135 zertifizierten Zentren bei 32 Prozent. Wie erklärt sich der Chef diesen Erfolg? „Wir harmonieren sehr gut im Team – Ärzte, Mitarbeitende und Labor – und arbeiten sehr gründlich“, so Lanowski. „Außerdem gibt es feste Arzt-Patienten-Paare zur optimalen Begleitung und wir bieten nur Therapien an, für die wir wissenschaftliche Beweise haben.“

Ihn freut besonders, wenn die Patienten rückmelden, dass sie sich gut betreut fühlen – auch wenn das perfekte Familienglück vielleicht nicht realisiert werden kann. „Wir können nicht zaubern, aber wir versuchen alles, was im Rahmen der gesetzlichen Rahmenbedingungen möglich ist. Es ist uns beispielsweise mehrfach gelungen, bei Frauen, die sehr früh in die Wechseljahre gekommen sind, noch Eizellen zu gewinnen. Sie konnten somit noch schwanger werden – fast ein Wunder, zumal einige von ihnen vorab schon mehrfach gesagt bekommen hatten, dass dies nicht möglich sei.“ In diesen Fällen bleibt der Kontakt oft lange bestehen – Lanowski und sein Team erhalten dann Fotos der Neugeborenen, aber manchmal auch noch von deren Einschulung. Und da ist er dann wieder, einer dieser emotionalen Momente im Leben des Reproduktionsmediziners.

"Wir möchten möglichst viele Eltern auf ihrem oft steinigen Weg begleiten und ihnen im Optimalfall zum Familienglück verhelfen."

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Text: Miriam Herzberg // Fotos: Bernhard Janitschke // Video: Sara Uhde

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